04.07.2013
Echter "Knight Rider"
Tailfingen: Thomas Wetzstein und sein "K.I.T.T."
Thomas Wetzstein mit seinem original "K.I.T.T."-Nachbau GB-Foto: Bäuerle
Mit sechs Jahren war es um Thomas Wetzstein geschehen. Er saß mit großen Augen vor dem Fernseher und sah zum ersten Mal "Knight Rider", die US-amerikanische Serie mit David Hasselhoff und dem sprechenden Auto "K.
I.T.T.". Dem Bub hatte es vor allem der Sportwagen angetan, der nicht nur schwarz und schnittig ist, sondern auch über eine künstliche Intelligenz verfügt. "30 Jahre habe ich davon geträumt, solch einen Wagen zu besitzen", sagt Wetzstein. Doch der gelernte Elektriker beließ es nicht beim Wunsch - er hat sich diesen Wunsch auch erfüllt.
Schwarz glänzend steht "K.I.T.T." vor seiner Haustür, original wie aus der Kultserie. Sogar eine eigene Garage hat Wetzstein für ihn gebaut. Das Schmuckstück kommt nur zu besonderen Gelegenheiten ins Freie, man kann ihn jedoch auch mieten. Doch am Steuer sitzt nur er selbst. Liebevoll streicht er über den Lack, der Stolz steht ihm ins Gesicht geschrieben. "So wie er dasteht, gibt es ihn nur einmal in Deutschland", erzählt er.
Eineinhalb Jahre Arbeit
Dafür hat der 36-Jährige fast eineinhalb Jahre hart gearbeitet. Denn schon die erste Aufgabe erwies sich fast als Herkulesarbeit: Wo bekommt man überhaupt das Grundmodell her? Fast sieben Jahre lang hat er im Internet recherchiert, er suchte nach dem ganz spezieller Firebird. Denn eins muss man über ihn wissen: "Ich bin ein Perfektionist", sagt er. "Jedes, wirklich jedes kleine Detail stimmt, mein K.I.T.T. hat alles, was der Wagen in der Serie hat." Nachdem er sich viele "Schrottwägen" in ganz Deutschland angesehen hatte, wurde er im Januar 2012 in Wolfsburg fündig. Für 5 000 Euro hat er ihn gekauft. Nun sei er "eigentlich unbezahlbar". Denn von dem Rohmodell ist außer Karosserie und Motor nicht mehr viel übrig. Gleich nach der Rückfahrt hat Thomas Wetzstein angefangen zu schrauben: "Es hat mich richtig in den Händen gejuckt." Und in den vergangenen Monaten hat er in seiner Freizeit kaum etwas anderes getan, als sich um die wundersame Verwandlung eines alten Firebirds in ein Kultauto zu kümmern.
Sein Beruf und sein handwerkliches Fingerspitzengefühl haben ihm dabei sehr geholfen, denn fast alles hat er selbst gemacht. Doch die Autositze in dem typischen beigebraunen Ton der 80er Jahre zu beziehen ist die eine Sache - die andere, die richtigen Teile überhaupt zu bekommen. "Einen Kotflügel mit Lufteinlass gibt es heute gar nicht mehr", nennt er nur eines der vielen Beispiele. Aus der ganzen Welt hat er so seine Einzelteile zusammengekauft oder eben selbst gefertigt. Bei den Felgen wäre er fast verzweifelt, denn der Markt für 15-Zoll-Felgen sei so gut wie erschöpft. "Der Händler hat es sich sehr teuer bezahlen lassen", lautet Wetzsteins knapper Kommentar. Hilfreich seien aber die weltweiten Fangemeinden und Internetforen: Eingefleischte "Knight Rider"-Fans unterstützten sich gegenseitig, das sei Ehrensache.
Der 36-Jährige ist in Sachen Tipps inzwischen ein begehrter Mann. Denn oft hat er lange herumgetüftelt, bis das Detail stimmte - gerade bei den besonderen Fähigkeiten von "K.I.T.T." wie Rauchmaschine, Ölsprüher oder beim Feuerlöscher. Auf Knopfdruck versprüht sein Wagen schwarzes Öl, in der Serie wurden damit die Gegner bekämpft. Bei Wetzstein handelt es sich um schwarze Biofarbe.
Sogar sprechen kann das 136-PS-Schmuckstück des Tailfingers. Dafür hat er 3 600 Sätze aus den Originalserien eingelesen und trainiert. "Sobald die Leute den Sportwagen sehen, verwandelt sich das Belächeln in Begeisterung." Er hat es schon mehrmals erlebt: Wenn er seine Runden dreht oder irgendwo einen Stopp einlegt, winken die Kinder, es werden Handys gezückt, ruck, zuck versammelt sich eine Menschenmenge - und die Männerwelt staunt. Seine Frau lässt ihm übrigens seine Freiheiten, seine Töchter finden es einfach toll. "Sie gucken sogar mit mir die Serie." Aber ganz in seinem Element ist Wetzstein, wenn er mit Gleichgesinnten zusammensitzt, wie jetzt am Samstag: Da haben sich bei ihm ein paar "K.I.T.T."-Besitzer aus Süddeutschland angekündigt. "Da braucht es nicht viel Worte, da versteht man sich auf Anhieb." Und würde er es wieder tun, jetzt, wo er weiß, wie aufwendig die Realisierung seines Traumes war? "Ja, ich würde es immer wieder tun - aber einen zweiten K.I.T.T baue ich garantiert nicht."