01.08.2014

"K.I.T.T." fährt im Netz

Tailfingen: Videodreh mit "Knight-Rider"-Auto

 

Im "K.I.T.T." auf Verbrecherjagd: Damon Paul (links) und Thomas Wetzstein GB-Foto: Schmidt
 

Wer sich nicht auskennt in den Fernsehserien der 80er Jahre, der könnte manchmal Angst bekommen, wenn er durch Tailfingen geht. Denn da steht ein Auto, das ganz schwarz ist, leise summt und unter der Motorhaube unheilvoll leuchtet. Begänne dieses Auto nun auch noch zu sprechen, der ahnungslose Spaziergänger bekäme den Schrecken seines Lebens. Und das kann passieren, denn das Auto heißt "K.I.T.T.", wird gefahren vom "Knight Rider" - und ist nun auch im Internet unterwegs.

Thomas Morawitzky

 

Der echte "Knight Rider", das war von 1982 bis 1986 David Hasselhoff, ein Schauspieler mit zeitgenössischer Frisur, der auch Lieder sang: "Ive been looking for freedom" ist unvergessen. Das war die Zeit, in der Thomas Wetzstein, der in der Tailfinger Nelkenstraße wohnt, in dem Haus hinter dem Auto, ein Kind war und zutiefst beeindruckt vor dem Fernsehgerät saß, wenn Hasselhoff alias Michael Knight, in sein intelligentes, sprechendes Auto stieg, das ausgestattet war mit allem, was damals noch Science-Fiction war und über den Asphalt davonrauschte, um die Welt vom kriminellen Übel zu befreien.

Menschen wie Wetzstein gibt es viele. Einige auch, die sich den automobilen
Jugendtraum ins zahlkräftige Erwachsenenalter hinüber retteten und nun mit ihrem eigenen "K.I.T.T." über die Straßen ziehen. Der Nachbau des mit Spezialeffekten gespickten Mystery-Autos ist ein Hobby für Besessene, die ihn leben wollen. Und Wetzstein ist ihr König: "Dieser K.I.T.T. ist einmalig in Deutschland", lobt er sein Auto auf seiner Homepage http://www.myknightrider.de (der "Gäubote" berichtete). Das Tailfinger Modell kann alles, hat alles - in seinem Cockpit sieht es aus wie in einem Raumschiff, unzählige geheimnisvolle Funktionen verstecken sich in unzähligen blinkenden Lämpchen, und sprechen kann das Fahrzeug auch - der retrofuturistische Traum eines Autonarren schlechthin.

Remix der Titelmusik

Die klassische US-TV-Serie der 80er Jahre besaß natürlich auch eine Titel-Melodie. Sie hat der Sindelfinger Damon Paul nun neu eingespielt, sie begleitet den Videoclip, mit dem der neue K.I.T.T. (kurz für Knight Industries Two Thousand) nun erstmals auf Verbrecherjagd geht. Damon Paul, 29, DJ und Produzent, konnte seine Remixe schon bei RTL2 und ZDF unterbringen, remixte auch ein Stück der "Black Eyed Peas". Er begegnete Wetzstein bei den Herrenberger Autotagen, begeisterte sich, und tüftelte ein Konzept aus. Ein Liebhaberprojekt entstand, das Mini-Drehbuch schrieben alle Beteiligten gemeinsam, der Reutlinger Modedesigner Dino Sadino ("Freak Couture" nennt er eine seiner Kollektionen) übernahm die Rolle des Bösewichts. In Reutlingen wurde der kurze Film dann auch abgedreht, in rund vier Tagen: Ein Kameramann ließ seinen Quadrokopter über ein Industrieviertel hinweg fliegen, professionelle Luftaufnahmen entstanden so, und Damon Paul produzierte das "Knight-Rider-Theme" neu, modern und clubtauglich.

Das Stück gibt es längst als mp3, das Video steht auf YouTube, 6 000 User wollten es schon in der ersten Woche sehen und erleben, wie der kurios gestylte Dino Sadino mit schwarzem Rauschebart und schwarzem Zylinder Jessy Diamond, Frau des Hauptdarstellers Damon Paul, betäubt und verschleppt. Der "Knight Rider" kommt zu spät - so scheint es, zunächst. Aber er hat das perfekte Auto, und also kann ihm nichts misslingen: Mit Hilfe von K.I.T.T. überwältigt er den Unhold und holt sich seine Frau zurück. Und all das mit Musik. Das Auto, das in Tailfingen vor der Garage steht und finster schimmert, hat also einiges erlebt in jüngster Zeit. Aber so schwarz, gefährlich und geheimnisvoll es auch aussehen mag: eine grüne Plakette besitzt es doch.

THOMAS MORAWITZKY